Weisheitszähne: Entfernung oder Einordnung?

Weisheitszähne: Entfernung oder Einordnung?

Fast jeder Mensch hat so seine eigene Erfahrung mit Weisheitszähnen. Die Weisheitszähne befinden sich im hinteren Bereich der Mundhöhle. Meistens brechen sie in der Regel zwischen 18 und 30 Jahren durch. Bei ungefähr 30 Prozent der Menschen sind diese Zähne überhaupt nicht angelegt oder brechen nie durch. Häufig wird der Durchbruch des Zahnes von Schmerzen begleitet und führt zu weiteren Problemen. Zahnmedizinisch muss man dann entscheiden – entfernen oder einordnen?
Hier nun einige weiterführende Informationen für einen etwas größeren Überblick.

Woher kommt der Name Weisheitszahn?

Unter Zahnmedizinern werden sie als «dritte Molaren» oder einfach nur als «Achter» bezeichnet, im Volksmund sind sie als Weisheitszähne bekannt. Dies bedeutet nicht, dass mit Erscheinen des Zahnes die Weisheit mit einhergeht, sondern die Erklärung ist wohl eher aufs Mittelalter zurückzuführen, als die Menschen kaum älter als 30 Jahre alt wurden, damit bereits als weise galten und eben in diesem Alter oftmals erst der Durchbruch (also die Sichtbarkeit) des Zahnes erfolgte.

Sind die Weisheitszähne überflüssig?

Oftmals verursachen die Weisheitszähne Schmerzen, wenn es zum Durchbruch kommt und bereiten Platzprobleme im Kiefer. Dazu kommt erschwerend die Tatsache, dass die Weisheitszähne eigentlich nicht zum Kauen benötigt werden. Ist dies ein Widerspruch der menschlichen Natur? Nein, dies ist evolutionsbedingt der Veränderung der menschlichen Lebens- und Ernährungsweise geschuldet. Durch die Erschließung neuer Nahrungsquellen und durch das Erwärmen und Braten der Speisen wurde die Nahrung schon außerhalb des Mundes vorbehandelt. Damit wurde der Aufwand verringert. Die Zähne und Kiefer veränderten sich, sie wurden kleiner. Der Platz für die Weisheitszähne, die schon immer erst später auftraten, wurde ebenfalls immer kleiner.

Weisheitszähne können diverse Probleme verursachen

Nach dem Durchbruch von einem der vier Weisheitszähne stehen die restlichen Zähne nicht selten zu eng. Oder aber sie liegen verlagert im Kiefer und stehen schief zur regulären Durchbruchsrichtung. Damit ist die Möglichkeit zur Reinigung stark erschwert und es kann zur kariösen Zerstörung einzelner Zähne kommen. Damit einhergehend kommt es manchmal außerdem zu Entzündungen des Zahnfleisches. Die Gebissfunktionen sind durch den Platzmangel auch nicht optimal gewährleistet und können das Kauen und Abbeißen deutlich erschweren. Zudem kann ein ausgeprägter Engstand auch das Aussehen der Zahnreihe im Kiefer beeinträchtigen.

Selbst vollständig retinierte Zähne, also Zähne, die noch gar nicht durchgebrochen sind und keine aktive Funktion haben, können die Nachbarzähne schädigen. Sie können für Schmerzen und Spannungsgefühle im Kiefer verantwortlich sein und unbemerkt Zysten bilden. Weisheitszähne, die nur teilweise retiniert sind, also nur zum Teil durchgebrochen sind, können oftmals nur unzureichend gereinigt werden. Plaque kann sich anlagern, was wiederum zu Karies führen kann. Aufgrund der Nischenbildung kann es zu Abszessen kommen. Im Allgemeinen werden Weisheitszähne tatsächlich als Schwachstelle im Kieferknochen angesehen, die unter Umständen sogar Knochenbrüche begünstigt.

Weisheitszahn ziehen oder macht eine Einordnung Sinn?

Wenn der betroffene Zahn offensichtlich der Verursacher für wiederholte Beschwerden beim Patienten ist, sollte er entfernt werden. Lange Zeit wurde darüber diskutiert, ob das prophylaktische Ziehen gesunder Weisheitszähne sinnvoll ist. Gemäß der aktuell geltenden Leitlinie zur Entfernung von Weisheitszähnen, die den aktuellen Stand von Forschung und Wissenschaft wiedergibt, ist man sich heute einig. Belässt man die Weisheitszähne im Mund, ist mit krankhaften Veränderungen zu rechnen, die sich auch auf die benachbarten Backenzähne ausweiten kann. Zudem muss man mit einem um bis zu 50 Prozent höherem Kariesrisiko der Zähne rechnen. Belegt wird dies durch weltweite Studien.

Wann sollte man den Weisheitszahn entfernen lassen?

Bei einem offensichtlichen Platzmangel und einer bereits erfolgten Verlagerung der Weisheitszähne sollte aus kieferorthopädischer Sicht über eine Entfernung nachgedacht werden. Wenn eine Einordnung des Weisheitszahns nicht infrage kommt beziehungsweise nicht umzusetzen ist, sollte man ebenfalls die Entfernung in Betracht ziehen, insbesondere dann, wenn ein weiterer Engstand in diesem Kieferbereich abzusehen ist.

In jedem Fall sollte die Entscheidung immer zusammen mit dem Zahnarzt, dem Fachzahnarzt für Kieferorthopädie oder einem Oralchirurg getroffen werden. Jeder präventivorientierte Arzt versucht erst mal einen gesunden Weisheitszahn einzuordnen.